Landwirthschaftliche
Blätter aus Tirol

Auch damals gab es allerlei Methoden zur Engerlingsbekämpfung. Ob wirksam oder nicht, sei dahingestellt.

Nro. 2, 15. Jänner 1868.

Miscellen.

Ein fahrbarer Hühnerstall zur Vertilgung der Maikäferlarven (Engerlinge) findet auf der Ausstellung zu Paris großen Beifall. Im Innern eines großen Hühnergatters befinden sich Stangen, auf welchen Meister Hahn mit seinem Hühnervolke Platz nimmt. Zur Zeit des Pflügens nimmt man nun die Hühnerkutsche mit aufs Feld und läßt die Insassen heraus, sobald der Pflug anfängt Furchen zu ziehen. Das Hühnervolk zappelt und krappelt hinterher, um Engerlinge ec. eifrig zu schnabuliren. Die Hühner erhalten ein nahrhaftes Futter, der Boden verliert sein schädliches Gewürm und Abends zieht Herr und Geschirr und die satte Hühnerschaar fröhlich heim.


 

Der Autor des nachstehenden Artikels Adolf Trientl, später als der "Mistapostel" Tirols besonders im bäuerlichen Bereich bekannt, über das zeitgerechte Mähen.

Nro. 5, 1. März 1868.

Wer hat recht?

(...) Vor der Hand ist meine Meinung, über das frühe oder späte Mähen die folgende:

Das frühe Mähen gibt nicht besseres sondern sogar mehr Futter. Die Felder richten sich in kürzerer oder längerer Zeit nach und nach ganz nach der Kulturart und Mähezeit. Der Übergang kann mit nachtheiligen Rückgängen verbunden sein, die jedoch gar nicht beweisen, so lange nicht die Rechnung für die stationäre Zukunft irgend einer Bemeirungsart gestellt ist. Wir haben im Land noch wenige Kenntniß vom künstlichen Futterbau, aber noch weniger von den meisten einheimischen Futterpflanzen. Daher thun uns Studien und Studienanstalten dringend noth. Wer blind in de Landwirthschaft etwas glaubt, was man ihm vorsagt, der gleicht dem Manne, der auf den Markt geht und jedem Krämer, der ihn anruft, gutmüthig Folge gibt.

Das sicherste Zeichen des gewissen Fortschrittes der menschlichen Gesellschaft scheint mir darin zu bestehen, daß der älteste und edelste Stand, nämlich der Stand der Landwirthe im Einklang mit dem Harmonie-Grundsatz der göttlichen Schöpfung in pondere et mensura - nach Maß und Gewicht mit vollem Bewußtsein vorgeht.


 

Eine damals interessante Beobachtung zum richtigen Zeitpunkt des Holzschlägerns

Nro. 10, 15. Mai 1868.

Wann soll das Holz gefällt werden?

Das 2. Heft des 4. Bandes der forstlichen Mittheilungen des kön.bairischen Ministerial-Forstbureaus enthält nachstehende, höchst interessante Beobachtung über den Einfluß der Zeit des Holzfällens auf die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Holzes.

Aus 4 Fichten gleichen Alters, auf gleichem Boden gewachsen und anscheinend gleich starken und gesundem Holze jedoch in verschiedenen Monaten, Dezember, Jänner, Februar und März gefällt, wurden 4 gleiche Balken gezimmert und in gleicher Weise belaset, wobei es sich zeigte, dass die Tragkraft des im Jänner gefällten Holzes um 12 %, die des im Februar gefällten um 20% und endlich die des Holzes vom Monat März um 38 % geringer war, als die desjenigem vom Dezember.

Von 2 gleichen Fichten, die in feuchten Boden vergraben worden, war nach 8 Jahren die im Jänner gefällte verfault, während an der im Dezember gefällten noch nach 16 Jahren das Holz hart befunden wurde. (...)
Aehnliche Erscheinungen zeigten sich bezüglich der Porosität zu verschiedenen Zeiten gefällten Holzes, indem z. B. Eichenholz von meist gleicher Beschaffenheit im Dezember gefällt kein Wasser durchließ, in den Monaten Jänner, Februar und März gefälltes jedoch ein zunehmend stärkeres Durchlassen des Wassers ergab.

Diesen interessanten Beobachtungen kann füglich noch beigefügt werden, was Matauschek schon als eine alte Frostregel anführt: Der Winter - ganz vorzüglich der Dezember - ist die geeignetste Zeit zur Holzschlägerung; denn das in der Vegetationszeit gefällte Holz ist dem Verderben eher ausgesetzt, es wird leicht stockig, reißt gerne auf, leidet durch Insekten und verliert an Brennkraft.